Plattform Wiederaufbau Ukraine

Die Plattform Wiederaufbau Ukraine beim Café Kyiv Wiederaufbau der Ukraine: Von A wie Asbest bis S wie Soziale Innovation

„Gemeinsam für den Wiederaufbau der Ukraine: Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz.“ Genau das ist in aller Kürze die Arbeitsweise der Plattform Wiederaufbau Ukraine. Und der Titel einer Podiumsdiskussion in Kino 7 – MYKOLAIV.

Kino 7? MYKOLAIV? Podiumsdiskussion? Richtig gelesen. Denn das zweite Café Kyiv, das die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit Partnern wie der Plattform Wiederaufbau Ukraine am 19. Februar 2024 durchgeführt hat, fand im Berliner Colosseum statt. Und das bietet mit zehn Kinosälen und einem großen Atrium mit Innenbalkonen gute Möglichkeiten zum Informieren, Inspirieren und Netzwerken. Konkreter: Für Filmvorführungen, Handwerksstände und Podiumsdiskussionen.

Daryna Illienko, Dr. Ulrike Hopp-Nishanka, Nataliia Fiebrig, Dr. Josefin-Luise von Massow, Alena Akulich und Dr. Bohdan Androshchuk (von links nach rechts)

Daryna Illienko, Dr. Ulrike Hopp-Nishanka, Nataliia Fiebrig, Dr. Josefin-Luise von Massow, Alena Akulich und Dr. Bohdan Androshchuk (von links nach rechts)

Daryna Illienko, Dr. Ulrike Hopp-Nishanka, Nataliia Fiebrig, Dr. Josefin-Luise von Massow, Alena Akulich und Dr. Bohdan Androshchuk (von links nach rechts) 

Die Besetzung des Panels um 17.15 Uhr spiegelt den Ansatz der Plattform Wiederaufbau Ukraine wider: Neben Dr. Ulrike Hopp-Nishanka aus dem Stab Ukraine im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ (Externer Link)) sitzen Daryna Illienko (Bezirksamt Pankow von Berlin (Externer Link)), Alena Akulich (Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (Externer Link)), Dr. Bohdan Androshchuk (ChildFund Deutschland e.V. (Externer Link)) und Dr. Josefin-Luise von Massow (PricewaterhouseCoopers GmbH (Externer Link)). Nataliia Fiebrig (WE AID gGmbH (Externer Link)) moderiert und lädt die rund 100 Teilnehmer*innen dazu ein, ihre Fragen an das Panel zu stellen. Zunächst geht es aber erst einmal um die Inputs der Referent*innen.


Ulrike-Hopp-Nishanka erklärt das Ziel der Plattform: Es ginge vorrangig darum, Akteur*innen unterschiedlicher Gruppen und Themenzugehörigkeit zusammenzubringen. Erst dadurch könnten Synergien entstehen, die in der Arbeit innerhalb einzelner Akteursgruppen nicht so möglich wären. Sie erwähnt unter anderem den Wunsch aus der Privatwirtschaft, nicht nur Spenden für die Ukraine zu sammeln, sondern innovative und inklusive Projekte anzustoßen. Und sie berichtet im gleichen Zuge auch über die deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaften (Externer Link), die in den letzten Jahren hinsichtlich Anzahl und Bedeutung stark zugenommen hätten.

Damit leitet sie direkt zu Daryna Illienko über, die über die Partnerschaft zwischen Berlin-Pankow und Riwne spricht. Im Juli 2023 wurde die Solidaritätspartnerschaft zwischen Pankow und Riwne in eine offizielle und langfristig angelegte Städtepartnerschaft aufgewertet. Durch das Engagement der Pankower Bürger*innen konnten bislang mehr als 60 Tonnen humanitäre Hilfe geleistet werden. Illienko nennt Lebensmittel, aber auch Fahrzeuge wie Doppelkabinen und Minibagger als konkrete Unterstützung aus dem Berliner Bezirk wie auch das Geld, das für die Durchführung von Feriencamps in Deutschland gespendet wurde. Sie schildert eindrücklich, wie sehr die Auszeit vom Kriegsgeschehen den Riwner Kindern geholfen hätte.

Eindrücklich wird auch Alena Akulich vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Sie leitet das Service Desk Ukraine und erklärt, welche unterschiedlichen Anfragen bei ihr und ihrem Team eingingen und wie diese sich in den vergangenen Jahren verändert hätten. Ging es zu Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 vor allem um Soforthilfe und Katastrophenschutz, seien im weiteren Verlauf auch Anfragen zu Business Angels oder Angebote deutscher Unternehmen, Energieinfrastruktur zu reparieren, hinzugekommen. Akulich lobt die Plattform Wiederaufbau Ukraine als einzige Stelle, an der alle Akteursgruppen versammelt seien. Und wünscht sich zum Schluss für die Zukunft konkrete Meilensteine und Ziele im Netzwerk und dass noch mehr Akteur*innen der Plattform ihre Expertise teilten.

Gesagt, getan: Josefin-Luise von Massow – deren Team bei PwC aktuell die ukrainische State Agency for Restoration and Infrastructure Development pro bono berät – erklärt, dass es mit Blick auf Transparenzaktivitäten viele recht einfach umzusetzende Tools (zum Beispiel Erfüllung der Aufsichtspflicht, Gegenzeichnung) gebe. Und sie erwähnt, dass voraussichtlich im März 2024 eine Veranstaltung im Rahmen des Themenkreises „Transparenz und Gute Regierungsführung“ zusammen mit der Agentur für Wiederaufbau stattfinden wird.

Bohdan Androshchuk vom ChildFund e.V. legt den Fokus auf soziale Innovationen und verweist auf eine Veranstaltung zu genau diesem Thema, die am 15. Februar stattgefunden hat. Er führt seinen Mitpanelist*innen und den Teilnehmer*innen die Notwendigkeit vor Augen, einen starken Fokus auf ukrainische Jugendliche und Kinder zu legen. Denn: Der Wiederaufbau des Landes werde zehn oder auch zwanzig Jahre dauern. Insofern sei es besonders wichtig, die Treiber*innen und Umsetzer*innen von Morgen schon jetzt mitzunehmen. Der Wiederaufbau müsse innovativer und auch inklusiver sein.

Mit Blick darauf teilen von Massow und Androschuk Daryna Illienkos und Alena Akulichs positive Bewertung der Plattform. Während von Massow daran lobt, dass sie als Beratung einen direkten Zugang zu Nichtregierungsorganisationen erhalten, spiegelt Androshchuk dies aus Sicht der Zivilgesellschaft wider. Für den ChildFund e.V. wäre es grundsätzlich nicht möglich, die Perspektiven aus der Wirtschaft so umfassend zu erhalten und zu verstehen. Über die Plattform, konkreter über die Mitarbeit im Themenkreis „Nachhaltiger Wiederaufbau der Wirtschaft“, sei das aber möglich. Er appelliert an alle Aktiven in der Plattform, eigene Visionen und Ideen in das Netzwerk einzubringen und dieses dadurch weiter zu formen.

Die Fragen aus dem Publikum zeigen ebenfalls die Bandbreite und Diversität der Plattform: Es geht um die Sicherstellung von Transparenz im städtischen und kommunalen Wiederaufbau, bei Fragen der Inklusion und auch mit Blick auf den Wiederaufbau der Wirtschaft. Und die Antworten darauf? Reichen von der Erstellung von Lehrmaterialien im schulischen Bereich über die bereits erwähnten leicht umsetzbaren Tools bis hin zum direkten Gespräch mit Menschen und Organisationen vor Ort, um ein eigenes Gespür zu bekommen. Auch die kommunalen Partnerschaften werden erneut erwähnt. Ein Teilnehmer aus dem Publikum plädiert dafür, auch mit unabhängigen Journalist*innen und Medien und der starken ukrainischen Zivilgesellschaft in den Austausch zu gehen.

Eine Teilnehmerin rückt die Themen Gebäudeschadstoffe und Gesundheit in den Fokus und fragt, wie man das Thema auch bei übergeordneten Behörden adressieren könne. Ein gutes Beispiel für den akteursgruppen-übergreifenden Ansatz: Sie erhält direkt die Einladung, auf den Ost-Ausschuss zuzugehen und sich im Themenkreis „Städtischer und kommunaler Wiederaufbau“ einzubringen.

Zu guter Letzt geht es auf der Veranstaltung auch um die im Juni stattfindende Ukraine Recovery Conference (URC). Auf die Frage, wie sehr der gesamtgesellschaftliche Ansatz der Plattform auch bei dieser internationalen Konferenz Einzug finden werde, erklärt Ulrike Hopp-Nishanka, dass die Zivilgesellschaft eine starke Präsenz auf der Konferenz selbst haben soll. Anders als bei der URC 2023 in London werde es keine Vorkonferenz für diese wichtige Akteursgruppe geben. Mit Verweis auf die rund 1.500 Teilnehmer*innen und der damit einhergehenden Begrenzung lädt Hopp-Nishanka aber auch ein, Themen über die Plattform Wiederaufbau Ukraine einzubringen.

Stand des Plattformsekretariats gegenüber von Kinosaal 7

Dass der gesamtgesellschaftliche Ansatz der Plattform Wiederaufbau Ukraine auch abseits der Podiumsdiskussion auf Interesse stößt, hat sich auch an den regen Diskussionen am Stand gezeigt. Das Fazit des Plattformsekretariats: Der Verteiler und die Mitgliederzahlen in der LinkedIn-Gruppe steigen weiterhin und gleichzeitig werden viele neue Ideen für zukünftige Informations-, Netzwerk- und Fachveranstaltungen eingebracht. Ein tolles Gefühl!

Sie sind selbst im Wiederaufbau aktiv oder haben Interesse daran, sich zu engagieren? Sie möchten sich gerne selbst in einem oder mehreren der vier Themenbereiche der Plattform Wiederaufbau Ukraine (Nachhaltiger Wiederaufbau der Wirtschaft, Inklusion und gesellschaftlicher Zusammenhalt, Städtischer und kommunaler Wiederaufbau, Transparenz und Gute Regierungsführung) aktiv einbringen? Dann melden Sie sich gerne: sekretariat@ukraine-wiederaufbauen.de (Externer Link).

Die Plattform Wiederaufbau Ukraine bietet ein Forum, akteursgruppen-übergreifend zusammenzukommen und sich zu gemeinsam definierten Schwerpunktthemen auszutauschen.