Plattform Wiederaufbau Ukraine
Zerstörte Brücke in der Ukraine

Wiederaufbau Schon vor Kriegsende planen

Die Bundesregierung unterstützt die Bemühungen der Weltbank, gemeinsam mit der EU-Kommission und der ukrainischen Regierung, Schadens- und Bedarfseinschätzungen zu erstellen (Rapid Damage and Needs Assessment (Externer Link), RDNA). Solche Bestandsaufnahmen der durch den russischen Angriffskrieg entstandenen Schäden und Verluste helfen, Schwerpunkte und Bedarfe für den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau zu ermitteln.

Der Wiederaufbau zielt auf die langfristige Wiederherstellung der Lebensgrundlagen und die Rückkehr zu stabilen Lebensumständen. Um die direkten Folgen des russischen Angriffs gegen die Ukraine abzumildern, muss die unmittelbare Versorgung der ukrainischen Bevölkerung mit Unterkünften, Energie und Wasser sichergestellt werden. Und auch eine rasche Bereitstellung von Finanzmitteln zur Aufrechterhaltung der staatlichen Funktionen ist dringend erforderlich.

Für ein gutes Ineinandergreifen der Soforthilfe mit dem langfristigen Wiederaufbau, muss dieser schon jetzt parallel vorbereitet werden. Neben der Instandsetzung von zerstörter Infrastruktur und der Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Leistungen, etwa in der Gesundheitsversorgung, müssen auch die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Folgen des Krieges abgefangen und langfristig überwunden werden. Damit das gelingt, ist ein sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltiger Ansatz erforderlich, der die verschiedenen Interessen berücksichtigt.

Aktionsfelder beim Wiederaufbau

Zum erforderlichen institutionellen Wiederaufbau gehört neben der Modernisierung der Verwaltung und Reformprozessen in den Bereichen Justiz und Korruptionsbekämpfung auch die Dezentralisierung. Dafür sind leistungsfähige kommunale Strukturen erforderlich. Die Stärkung von Städte- und Kommunalpartnerschaften sowie die Unterstützung der Zivilgesellschaft kann dazu beitragen, dass ein inklusiver, gesamtgesellschaftlicher Wiederaufbau gelingt, der sowohl Kommunen und Gemeinden als auch Akteure aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft einbezieht. Korruptionsbekämpfung, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz tragen gleichzeitig auch zu einem geeigneten Investitionsklima bei.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat massive Zerstörungen verursacht. Neben vielen Wohnhäusern wurden wichtige Straßen, Brücken und Industrieunternehmen beschädigt.

Wichtige Anlagen zur Strom- und Wasserversorgung und soziale Infrastruktur wie Krankenhäuser, Schulen und Gemeindezentren müssen wieder instand gesetzt und für die gesamte Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Eine schwierige Aufgabe für die Kommunen, die angesichts der verschärften Haushaltslage und des Zustroms an Binnenvertriebenen bereits extrem gefordert sind.

Gleichzeitig sollte beim Wiederaufbau die Chance genutzt werden, den grünen und digitalen Wandel der Infrastruktur voranzutreiben sowie klima- und katastrophenresilient zu bauen.

Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird auch die Gesundheitsversorgung stark beeinträchtigt und gefordert. Diese für die Menschen in der Ukraine sicherzustellen, stellt das Land vor große Herausforderungen und ist nur mit internationaler Hilfe möglich. Deshalb muss es im Rahmen des Wiederaufbaus neben dem Aufbau der Infrastruktur auch darum gehen, das ukrainische Gesundheitssystem zu reformieren und stärken. Dies geschieht insbesondere durch Wissenstransfer, beispielsweise im Bereich Prothetik oder über die sogenannten Klinikpartnerschaften (Externer Link), die ukrainische Partner mit medizinischer Ausstattung und Training unterstützen – unter anderem in den Bereichen psychische Gesundheit, Traumatologie, Rehabilitation und Notfallmedizin.

Die Stärkung der Zivilgesellschaft, Transparenz und Partizipation sind entscheidende Prinzipien des Wiederaufbaus. Dabei müssen die weitreichenden gesellschaftlichen Folgen des Krieges berücksichtigt werden. Dazu zählen etwa der Umgang mit kriegsbedingten Traumata durch Angebote psychosozialer Unterstützung, die Integration von Binnenvertriebenen oder die Überwindung von ethnisch, sprachlich oder regional begründeten Ressentiments. Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein Leitmotiv auf dem Weg hin zu einer inklusiven und widerstandsfähigen ukrainischen Gesellschaft.

Regionalwirtschaftliche Strategien für eine „Grüne Wirtschaft“, förderliche Bedingungen für den Handel mit der EU sowie arbeitsmarktpolitische Ansätze für den Strukturwandel, die die demographische Entwicklung berücksichtigen, setzen den Rahmen für einen nachhaltigen Wiederaufbau.

Damit dabei gleichzeitig Fortschritte gegenüber dem vorherigen Stand erreicht werden („recover forward“), sollen grüne Technologien und zukunftsfähige Wirtschaftssektoren gefördert werden.

Der Wiederaufbau der Wirtschaft erfordert ein ausreichend stabiles Finanzierungsumfeld mit Zugang zu Finanzmitteln für die Wiedererrichtung von Produktionsanlagen und die Beschaffung von Maschinen und Ausrüstung.

Auch der Bildungssektor kann durch eine passgenaue Qualifikation von Auszubildenden den Wiederaufbau fördern. Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen sind entscheidend für die Wiederbelebung der Wirtschaft und können einen gezielten Beitrag zur Existenzsicherung von Binnenvertriebenen leisten.

Der Energiesektor der Ukraine basiert vor allem auf fossilen Energieträgern und entsprechenden Kraftwerken. Die Strom- und Wärmenetze sind ineffizient und das Tarifsystem ist nicht kostendeckend, der Energiepreis wird subventioniert. Mangelnde Energieeffizienz in großen Teilen der Industrie sowie im Gebäude- und Verkehrssektor führen dazu, dass der Wärme- und Stromverbrauch in der Ukraine weit über dem europäischen Durchschnitt liegt. Durch den Krieg wurde die ohnehin mangelhafte Energieinfrastruktur in weiten Teilen des Landes stark beschädigt.

Die Wiederherstellung und zeitgemäße Weiterentwicklung des Energiesektors ist von entscheidender Bedeutung für den Wiederaufbau des Landes. Dafür liefern die Regularien des EU-Beitrittsprozesses und der Europäische Grüne Deal einen Orientierungsrahmen.

Zu den wichtigsten Punkten gehören die Unterstützung der Regierung bei der Reform der Rahmenbedingungen im Energiebereich, konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz sowie die weitere Steigerung der Nutzung von erneuerbaren Energien.

Die Ukraine hat ihre Prioritäten für den Wiederaufbauprozess des Energiesektors bereits formuliert. Im Mittelpunkt steht zunächst die Instandsetzung und der Wiederaufbau der zerstörten Energieinfrastruktur, um die unmittelbare Versorgung der Bevölkerung und der Industrie sicherzustellen. Damit die Ukraine mittel- bis langfristig unabhängig von fossilen Rohstoffen wird, soll die Nutzung von erneuerbaren Energieträgern und die Herstellung von grünem Wasserstoff massiv ausgebaut werden.

So bald wie möglich müssen zudem die Sicherheitsrisiken beseitigt werden, die von der beschädigten Infrastruktur ausgehen: unter anderem von abgerissenen Stromleitungen, beschädigten Dämmen von Speicherkraftwerken, beschädigten Sicherheitseinrichtungen von Atomkraftwerken und von der Verseuchung von Grund und Boden durch zerstörte Treibstofflager oder Tankstellen.

Internationales Engagement beim Wiederaufbau

Der anstehende Wiederaufbau und die Umsetzung notwendiger Reformen in der Ukraine erfordern ein international gut koordiniertes Engagement. Dabei müssen kurzfristige Unterstützung und mittel- und langfristiger Wiederaufbau ineinandergreifen.

Auf der Ukraine Recovery Conference (Externer Link) im Juli 2022 wurde mit der Lugano-Deklaration (Externer Link) und den darin genannten Prinzipien – Partnerschaft, Reformfokus, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Rechtsstaatlichkeit, demokratische Teilhabe, Einbindung verschiedener Interessenvertreter, Nachhaltigkeit – ein politischer Rahmen für den Wiederaufbau der Ukraine geschaffen.

Im Oktober 2022 sicherten die Regierungen der führenden Industriestaaten in einer öffentlichen Erklärung der G7 (Externer Link) der Ukraine ihre dauerhafte Unterstützung zu. Auf Einladung des deutschen G7-Vorsitzes und der EU-Kommission fand am 25. Oktober 2022 eine internationale Expertenkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine (Externer Link) in Berlin statt. Gemeinsam mit der Ukraine einigten sich die G7-Staaten auf die Einrichtung einer internationalen Plattform für die Geberkoordinierung des Wiederaufbaus der Ukraine.

Expertenkonferenz unter deutschem G7-Vorsitz am 25. Oktober 2022: Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßten in Berlin unter anderem Denys Schmyhal (2. von rechts), den Ministerpräsidenten der Ukraine, und OECD-Generalsekretär Mathias Cormann (links).

Expertenkonferenz unter deutschem G7-Vorsitz am 25. Oktober 2022: Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßten in Berlin unter anderem Denys Schmyhal (2. von rechts), den Ministerpräsidenten der Ukraine, und OECD-Generalsekretär Mathias Cormann (links).

Expertenkonferenz unter deutschem G7-Vorsitz am 25. Oktober 2022: Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßten in Berlin unter anderem Denys Schmyhal (2. von rechts), den Ministerpräsidenten der Ukraine, und OECD-Generalsekretär Mathias Cormann (links).

Die Ukraine Recovery Conference 2023 fand im Juni in London statt. Im Mittelpunkt stand die Mobilisierung des Privatsektors für den Wiederaufbau und die Verbesserung des Investitionsklimas im Land. Neben zusätzlicher finanzieller Unterstützung für die Ukraine wurde von der EU-Kommission auch eine geplante EU-Fazilität verkündet. Zum Ende der Konferenz wurde der Staffelstab von der Bundesregierung übernommen, denn Deutschland wird 2024 gemeinsam mit der Ukraine Gastgeber der Ukraine Recovery Conference sein.

Geberplattform

Über die internationale Geberplattform (Externer Link) werden bestehende Unterstützungsmechanismen zusammengeführt – zum Beispiel die Unterstützung für die Energieinfrastruktur, kurzfristige Liquiditätshilfen und Vorbereitungen für den Wiederaufbau. So wird ein breites und gut abgestimmtes Engagement der internationalen Gemeinschaft für den Wiederaufbau der Ukraine sichergestellt. Die über die Geberplattform koordinierte Unterstützung soll die Ukraine in ihrer Reformagenda Richtung EU bestärken und eine gezielte Einbindung des Privatsektors in den Wiederaufbau anregen.

Weitere Informationen zum Engagement der Bundesregierung zur Unterstützung der Ukraine finden Sie, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Regierungsressorts, hier.