Plattform Wiederaufbau Ukraine

Mentale Gesundheit und psychosoziale Unterstützung (MHPSS) Einführungsveranstaltung zu MHPSS im Wiederaufbau der Ukraine am 28.11.2023

Der Wiederaufbau der Ukraine muss ganzheitlich betrachtet werden. Abseits der Beseitigung physischer Schäden gilt es daher auch, psychische Belastungen und Folgen als Thema zu adressieren und anzugehen. In der gemeinsam von der Plattform und der Charité durchgeführten Einführungsveranstaltung zu MHPSS gaben Vertreterinnen und Vertreter dreier Organisationen einen Einblick, wie sie das Thema in der Ukraine adressieren.

MHPSS als Querschnittsthema im Wiederaufbau mitdenken
MHPSS als Querschnittsthema im Wiederaufbau mitdenken

Es vergeht kein Tag in der Ukraine, an dem es keinen Luftalarm gibt. Auch heute, am 28.11.2023, ertönen die Sirenen. Eine Folge davon? Iryna Mykychak, Mitarbeiterin des National Coordination Center for Mental Health in Kyjiw, kann nicht an der Plattform-Veranstaltung teilnehmen.

Das Beispiel zeigt, welcher Belastung Menschen in der Ukraine ausgesetzt sind. Sie müssen arbeiten, ihre Kinder erziehen, den Alltag bestreiten. Und innerhalb weniger Minuten einen Luftschutzbunker aufsuchen.

„Mentale Gesundheit und psychosoziale Unterstützungsangebote (MHPSS) sind essenziell, um die Ukraine wiederaufzubauen. Und es ist ein Querschnittsthema, das überall mitgedacht werden muss, wenn der Wiederaufbau nachhaltig und effektiv sein soll.“ So beginnt Dr. Solveig Kemna die heutige Veranstaltung und leitet damit direkt zu drei Personen über, die Einblick in ihre Organisationen und die Verankerung von MHPSS in ihre spezifische Arbeit geben.

Melanie Plöger von Malteser International berichtet direkt aus Lwiw. Ihre Organisation ist seit 2015 in der Ukraine aktiv und arbeitet mit drei lokalen Partnern zusammen. Was ihre Arbeit vor Ort speziell macht, fasst Plöger in vier Punkten zusammen: Sie adressieren mentale Gesundheit auf allen Ebenen, von der Erstberatung über Gruppengespräche bis hin zur Traumabehandlung. Und das, je nach Angebot, auch online. Ihre Erfahrungen und die Rückmeldungen helfen den Teams dabei, ihre Arbeit kontinuierlich zu verbessern. Bei dem großen Bedarf an Behandlungen darf aber auch die strukturelle Verankerung nicht fehlen. Aus dem Grund bieten die ukrainischen Partner von Malteser International Trainings für Ministerien oder auch Schulen an und erreichen damit viel mehr Menschen.

Dr. Valentyna Mazhbits arbeitet für das deutsch-ukrainische Klinikpartnerschaftsprogramm Solomiya, in dem sich über 20 Institutionen des ukrainischen sowie fünf Institutionen des deutschen Gesundheitswesens zusammengeschlossen haben. Sie versorgen Psychiatrien mit Medizin und bieten unterschiedliche Trainings an, beispielsweise während der Schwangerschaft oder zur Traumatherapie. Solomiya nutzt zudem die Möglichkeiten der Digitalisierung, um ihre Arbeit auch in umkämpften und entlegenen Regionen der Ukraine anzubieten: So konnten bereits mehr als 150.000 Menschen Erstberatung über einen Chatbot in Anspruch nehmen. Die Solomiya-App und ein E-Learning-Hub ergänzen das Angebot.

Thorsten Uhle von der Bayer AG zeigt, dass mentale Gesundheit nicht nur im zivilgesellschaftlichen und klinischen Sektor, sondern auch für viele privatwirtschaftliche Unternehmen ein relevantes Querschnittsthema ist. Der Chemie- und Pharmakonzern aus Leverkusen beschäftigt 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine und sieht laut Uhle die Notwendigkeit, auf mehreren Ebenen für die Gesundheit seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und deren Familien zu sorgen. So reicht das Angebot von psychosozialen Risikobewertungen über die Bereitstellung sicherer und geschützter Räume bis hin zu Gehaltserhöhungen und der materiellen Unterstützung von Mitarbeiter/inneninitiativen. „Es ist klar, dass wir als Unternehmen in der Ukraine sind und bleiben werden. Und damit werden wir unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden vor Ort und deren Familie gerecht“, schließt Uhle sein Input ab.

Die anschließende Fragerunde und ein persönlicherer Austausch in Kleingruppen zeigten, wie groß das Interesse der Teilnehmenden an Vertiefung und Vernetzung ist. Diese sollen in weiteren Fachveranstaltungen sowie der LinkedIn-Gruppe der Plattform Wiederaufbau verstetigt werden. Beteiligen Sie sich gerne: https://www.linkedin.com/groups/12876650/ (Externer Link)

Weitere Informationen zu den mitgestaltenden Organisationen finden Sie hier:

Sie sind selbst im Wiederaufbau aktiv und möchten gemeinsam mit der Plattform Wiederaufbau eine Veranstaltung organisieren? Kontaktieren Sie uns gerne über sekretariat@ukraine-wiederaufbauen.de (Externer Link).

Die Plattform Wiederaufbau Ukraine bietet ein Forum, in dem Akteursgruppen übergreifend zusammenkommen und sich zu gemeinsam definierten Schwerpunktthemen austauschen können.