Plattform Wiederaufbau Ukraine

Städtischer und kommunaler Wiederaufbau Systemische Vorbereitung statt Notlösungen: Perspektiven für den kommenden Winter

Wie kann die Ukraine ihre Energieversorgung sichern, wenn der Krieg nicht endet – und der nächste Winter schon vor der Tür steht?

Weitere Informationen

Die Aufzeichnung der Veranstaltung vom 8. Oktober 2025 finden Sie hier: Winterization in Ukraine: From Emergency Measures to Systemic Preparedness (Externer Link).

Ukraine2Power (Externer Link) ist eine ukrainische Non-Profit-Organisation, die als Reaktion auf die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur gegründet wurde.

Moderatorin Nataliia Fiebrig von Ukraine2Power erinnert eingangs an die schwierigen Winter seit Beginn der russischen Invasion: „Es war ein Wunder der ukrainischen Ingenieure und Energiearbeiter, dass das Land trotz massiver Zerstörungen nie vollständig im Dunkeln versank.“

Die Arbeit von Ukraine2Power habe sich daher vom kurzfristigen Bereitstellen von Generatoren hin zu langfristigen Lösungen wie Solarstromanlagen und Batteriespeichern für Schulen und Krankenhäuser entwickelt. „Unsere Hilfe soll nicht nur für den nächsten Winter, sondern für die nächsten 10 bis 20 Winter wirken“, betont Fiebrig.

Standbild eines Videocalls mit Oleksandr Kodola und Nataliia Fiebrig

Oleksandr Kodola erklärt Nataliia Fiebrig und den Teilnehmenden der Veranstaltung die aktuelle Situation in seiner Stadt Nischyn.

Oleksandr Kodola erklärt Nataliia Fiebrig und den Teilnehmenden der Veranstaltung die aktuelle Situation in seiner Stadt Nischyn.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist eine staatliche deutsche Durchführungsorganisation. Sie hat mehr als 50 Jahre Erfahrung in unterschiedlichsten Feldern, von der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung über Energie- und Umweltthemen bis hin zur Förderung von Frieden und Sicherheit. Hier geht es zur Übersicht der GIZ-Projekte in der Ukraine (Externer Link).

Ein eindrückliches Bild der Lage zeichnet Oleksandr Kodola, Bürgermeister der nordukrainischen Stadt Nischyn. Er berichtet von regelmäßigen Drohnenangriffen und massiven Stromausfällen: „Unsere Infrastruktur leidet täglich unter Beschuss. Ohne internationale Unterstützung wird dieser Winter erneut eine enorme Herausforderung.“ Besonders kritisch sei der Dieselbedarf für Generatoren, der für viele Gemeinden kaum mehr finanzierbar sei. „Selbst die Aufrechterhaltung eines minimalen Betriebs kostet uns jeden Tag zehntausende Euro.“

Gregor Broemling von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hebt die Bedeutung einer besseren strategischen Vorbereitung hervor. Energie- und Heizsysteme müssten nicht nur repariert, sondern modernisiert werden: „Nur wenn Gemeinden eigene Energiemanagementsysteme aufbauen, können sie langfristig stabil und effizient handeln.“ Die GIZ unterstützt bereits über 50 Städte beim Aufbau solcher Strukturen, die für den EU-Beitritt ebenso wichtig sind wie für die Energieunabhängigkeit.

Standbild eines Videocalls mit Gregor Broemling und Nataliia Fiebrig

Gregor Broemling erklärt Nataliia Fiebrig, wie die GIZ ukrainische Städte unterstützt.

Gregor Broemling erklärt Nataliia Fiebrig, wie die GIZ ukrainische Städte unterstützt.

Das Center for Energy Studies (Externer Link) arbeitet zu Energiesicherheit, fördert die Entwicklung und Intensivierung der Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen und macht das ukrainische Energiesystem leistungsfähiger, sicherer und widerstandsfähiger.

Energieexperte Oleksandr Kharchenko vom Center for Energy Studies mahnt zur strukturellen Weitsicht: „Nichts lässt sich in einem Oktober für den kommenden Winter umsetzen – es geht darum, heute für den übernächsten
Winter zu planen.“ Entscheidend seien laut Kharchenko Kombinationen aus Batteriespeichern, Solarenergie und gasbetriebenen Kleinkraftwerken, um regionale „Energieinseln“ zu schaffen, die auch bei Blackouts funktionieren.

Standbild eines Videocalls mit Oleksandr Kharchenko und Nataliia Fiebrig

Eine Kombination aus Batteriespeichern, gasbetriebenen Kleinkraftwerken und Solarenergie: Die Mischung macht es laut Oleksandr Kharchenko.

Eine Kombination aus Batteriespeichern, gasbetriebenen Kleinkraftwerken und Solarenergie: Die Mischung macht es laut Oleksandr Kharchenko.

Ecoclub Rivne (Externer Link) ist eine ukrainische Umweltorganisation, die sich seit über 20 Jahren für den Schutz von Klima und Natur einsetzt – mit dem Fokus auf Energieeffizienz, erneuerbare Energien und die Stärkung lokaler Gemeinschaften für eine nachhaltige und sichere Zukunft.

Dmytro Sakalyuk von Ecoclub Rivne ergänzt die Perspektive der Zivilgesellschaft. Seine Organisation hat bereits über 80 Solaranlagen für Krankenhäuser und Wasserwerke installiert: „Solarenergie ist keine Luxuslösung – sie ist ein Weg, Leben zu retten. Jede Kilowattstunde aus der Sonne bedeutet weniger Abhängigkeit und mehr Sicherheit.“

Standbild eines Videocalls mit Dmytro Sakalyuk und Nataliia Fiebrig

Solarenergie ist laut Dmytro Sakalyuk keine Luxuslösung, sondern ein Weg, Leben zu retten.

Solarenergie ist laut Dmytro Sakalyuk keine Luxuslösung, sondern ein Weg, Leben zu retten.

Das Fazit der Diskussion fällt klar aus: Die humanitäre Not- und Wiederaufbauhilfe müsse stärker mit strategischer Planung und Energieeffizienz verknüpft werden. Das gehe nur mit Partnerschaften und mutigen Initiativen, mit denen Gemeinden und Organisationen zwischen Nothilfe und nachhaltigem Wiederaufbau den Weg in eine widerstandsfähige Energiezukunft gestalten. Nur wenn Gemeinden befähigt werden, selbst Energie zu sparen und lokal zu erzeugen, könne die Ukraine den kommenden Wintern und der europäischen Zukunft positiv entgegensehen.

Präsentationen

Die Präsentation von Oleksandr Kodola mit Eindrücken aus Nischyn finden Sie hier.

Dateityp PDF | Dateigröße 2 MB, Seiten 9 Seiten

Die Präsentation zum Thema „Energy Security for UkraineLocal, Renewable, Efficient“ von Gregor Broemling finden Sie hier.

Dateityp PDF | Dateigröße 954 KB, Seiten 8 Seiten